Fotograf, Regisseur und Autor Corbino
Liebe deinen Nächsten - Ausstellung zur Internationalen Photoszene 2025
Begegnungen als „Kerngeschäft“, einen anderen im Kern treffen, das ist Maren Corbijn.
Die Welt ist in Farbe, die Menschen auch. Aber nicht, wenn Corbino sie anschaut. Schwarz und weiß sieht er, tiefe, dunkle Orte, aus denen alles Licht herausgesaugt wurde. Im Gegensatz dazu gibt es auch helle, fast weiße Flächen, die nicht selten eine geometrische Form zu haben scheinen. Das ganze Grau dazwischen entscheidet sich für eines der beiden Extreme, tendiert zum Licht oder zur Dunkelheit. Kompromisse werden hier nicht gemacht. Die Fotografien von Corbino sind klassisch. Sie sind Kompositionen aus Licht und Dunkelheit. Kompositionen wie in den 1920er Jahren, als sich die Fotografen noch ohne Zögern auf die Malerei bezogen.
Doch Licht und Dunkelheit sind für ihn keine Endstation. Corbino hat nur ein Motiv: Er drückt nur ab, wenn ihm ein Mensch vor die Linse kommt. Der Zufall wird so weit wie möglich ausgeschlossen. Mehr noch als ein Fotograf ist hier ein Regisseur am Werk. In der meist kurzen Zeit, die er für ein Foto braucht, reißt er die Porträtierten aus der Alltagswelt heraus und entführt sie in sein eigenes Universum, in dem er selbst die Regeln bestimmt. Er wartet nicht ab, sondern ergreift selbst die Initiative.
Die Begegnung mit dieser anderen Person und die Vorbereitung darauf ist die Grundlage für das, was folgt. Mit Hinweisen oder Kommentaren bringt er sie aus dem Gleichgewicht. Und dann, wenn sie für einen Moment unsicher sind oder sich wohler fühlen als sonst, schlägt er zu, ebenso freundlich wie genau. Der Fotograf weiß, was er will. Regie und Zufall wirken bei diesem Prozess zusammen. Während der Begegnung mit dem Motiv hat der Fotograf die Kontrolle. Aber wie das Gegenüber auf seine oft unerwarteten Anweisungen reagiert - 'könntest du dich bitte dort drüben an das hohe Fenster setzen, ich suche eine Stufe; ich möchte dieses Bild um fünf Uhr morgens am Strand machen; können wir noch ein paar Bilder auf der Toilette machen' - ist nicht vorhersehbar. In gewisser Weise sind die Fotos die Darstellung dieser Reaktion.
Seine Fotografien haben eine Reichweite, die über den eingefangenen Moment hinausgeht. Der Porträtierte scheint etwas von seinem Inneren preiszugeben. Etwas Tieferes als Bezeichnungen wie der prüfende Fahrer oder der gequälte Künstler.
Für Niederländer sind viele der Personen auf diesen Bildern bekannte Gesichter. Wir kennen sie von der Bühne, aus dem Fernsehen, aus Songtexten oder Musik. Aber so wie Corbino sie fotografiert hat, kannten wir sie noch nicht. Das ist das Markenzeichen echter Porträtfotografie.
Neben seiner Fotografie hat sich Corbino inzwischen zu einem versierten und leidenschaftlichen Filmemacher entwickelt, der mehr als 80 Kurzfilme gedreht hat und Texte schreibt, die seine Fotografie nahtlos und erzählerisch ergänzen.
Workshop mit Maarten Corbijn
Im Rahmen der Ausstellung zur Internationalen Photoszene wird Maarten auch einen Porträtworkshop anbieten, in dem er seine einzigartige Arbeitsweise und seinen Umgang mit seinen Modellen offen Preis gibt. Eine einzigartige Chance diesen Meister seines Faches live bei der Arbeit zu begleiten.
Hier geht es zum Workshop "Die Kunst des Porträtieren - Mit Starfotograf Corbino"